Die aktuelle Zinswende stellt die europäischen Immobilienfonds vor neue Herausforderungen, die kaum wahrgenommen werden, aber erhebliche Auswirkungen auf den Markt haben könnten. Während Verbraucher steigende Kreditkosten und höhere Zinsen auf Sparkonten zu spüren bekommen, sind die Auswirkungen auf Immobilienfonds subtiler, aber nicht weniger bedeutend.

Abzug von Investorengeldern
In der Ära des billigen Geldes konnten europäische Immobilienfonds vor Neueinzahlungen kaum retten. Nach zehn Zinserhöhungen in Folge durch die Europäische Zentralbank haben sich die Bedingungen geändert und Investoren ziehen ihre Gelder ab. Das erhöht den Druck auf die Fonds, Immobilien auf den Markt zu bringen. Einige Fonds zögern jedoch noch, niedrigere Marktpreise zu akzeptieren.

Rückgang der Investitionen in Gewerbeimmobilien
Quer durch Europa verzeichnet MSCI im ersten Halbjahr 2023 einen Rückgang der Investitionen in Gewerbeimmobilien um 59 %. Wenn Immobilienfonds in großem Stil damit beginnen, Liegenschaften zu verkaufen, könnten die bereits gesunkenen Bewertungen weiter sinken.

Vorschriften verlangsamen den Verkaufsprozess
In Deutschland werden Immobilienfonds durch Vorschriften gebremst, die nach der Finanzkrise eingeführt wurden. Diese schreiben eine einjährige Rückgabefrist für offene Immobilienfonds vor. Massive Abschläge auf dem Zweitmarkt zeigen aber bereits, dass der Druck steigt.

Verkauf von Immobilien in Frankreich
In Frankreich haben offene Immobilienfonds für Kleinanleger bereits Immobilien im Wert von über 5 Milliarden Euro zum Verkauf angeboten. Jeder übereilte Verkauf übt weiteren Abwärtsdruck auf die Bewertungen aus und stellt eine Gefahr für verschuldete Vermieter dar.

Aufmerksamkeit der EZB
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Problem erkannt und sorgt sich um die Stabilität der insgesamt 1 Billion Euro schweren Immobilienfonds im Euroraum. Die Situation zeigt sich auch beim UniImmo Global, einem Fonds der Union Investment, der derzeit mit einem Abschlag von rund 13 Prozent auf den Nettoinventarwert notiert.

Ein Beispiel aus Großbritannien
Ein abschreckendes Beispiel aus Großbritannien zeigt, dass offene Immobilienfonds nach dem Brexit-Referendum 2016 und während der Covid-19-Pandemie gezwungen waren, Auszahlungen zu stoppen. Britische Fonds sind im Gegensatz zu ihren französischen Pendants nicht verpflichtet, liquide Mittel zu halten, und müssen den Anlegern die Möglichkeit geben, Gelder sofort abzuziehen.

Ansprechpartner

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