Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im März 2025 wie erwartet den Leitzins von 2,75 auf 2,5 Prozent gesenkt – eine Entwicklung, die eigentlich günstigere Kreditbedingungen bedeuten sollte. Doch am Immobilienmarkt sieht die Realität anders aus: Ein geplantes 500-Milliarden-Euro-Schuldenpaket für Infrastruktur sorgt für steigende Bauzinsen.
Der überraschende Zinsanstieg
Die Zahlen sprechen für sich: Für Immobilienkredite mit einer Laufzeit von zehn Jahren müssen Käufer derzeit Zinsen von rund 3,6 Prozent einkalkulieren. Vor einer Woche waren es noch 3,4 Prozent, vor einem halben Jahr sogar nur 3,38 Prozent. Für viele Häuslebauer eine unangenehme Überraschung, denn bei Kreditsummen im sechsstelligen Bereich macht schon ein kleiner Zinsanstieg einen spürbaren Unterschied in der monatlichen Belastung aus.
Warum steigen die Zinsen trotz EZB-Leitzinssenkung?
Grund für den unerwarteten Zinsanstieg sind die Pläne, die Schuldenbremse zu lockern und ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastrukturinvestitionen zu schaffen. Diese Ankündigung führte zu deutlichen Reaktionen an den Anleihemärkten.
Die Kurse zehnjähriger Bundesanleihen, mit denen sich der deutsche Staat Geld beschafft, brachen ein, die Renditen stiegen so stark wie seit der Wiedervereinigung 1990 nicht mehr. Anleger erwarten, dass der Bund wegen der steigenden Verschuldung höhere Zinsen bieten muss, um Investoren anzulocken. Da sich die Bauzinsen an den Renditen dieser Bundesanleihen orientieren, hat dies direkte Auswirkungen auf Immobilienfinanzierungen.
Mit welchen Zinsen ist zu rechnen?
Immobilienexperten rechnen inzwischen mit einem dauerhaft höheren Zinsniveau. Nach Umfragen unter Banken dürften sich die Bauzinsen im Jahresverlauf zwischen 3,5 und 4 Prozent bewegen. Über 70 Prozent der befragten Banken gehen von steigenden Zinsen in der zweiten Jahreshälfte aus im Vormonat waren es nur 57 Prozent.
Interessant ist die gegenläufige Entwicklung bei den kurzfristigen Zinsen, die im Februar 2025 kontinuierlich gesunken sind. Der 3-Monats-Euribor fiel von 2,56 auf 2,46 Prozent und der 6-Monats-Euribor von 2,54 auf 2,36 Prozent.
Was bedeutet das für den Immobilienmarkt?
Der Anstieg der Bauzinsen könnte die Nachfrage nach Baukrediten erheblich dämpfen. Nach einer kurzen Erholungsphase am Immobilienmarkt, die durch sinkende Leitzinsen und leicht steigende Immobilienpreise gekennzeichnet war, droht nun eine neue Belastungsprobe.
Experten warnen, dass sich die wesentlichen makroökonomischen Parameter in naher Zukunft für die Immobilienwirtschaft ungünstig verändern könnten – besonders hinsichtlich der langfristigen Zinsen.
Ausblick
Für die kommenden Wochen werden Zinsschwankungen erwartet. Die Bauzinsen dürften kurzfristig steigen und potenzielle Käufer abschrecken, befinden sich aber historisch betrachtet noch auf einem akzeptablen Niveau.
Der Immobilienmarkt blickt dennoch mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft. Experten rechnen damit, dass die EZB im April und Juni zwei weitere kleine Zinsschritte auf ein Niveau von dann zwei Prozent folgen lassen könnte, was den Markt entlasten würde.
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